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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 75

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 95. Die Jahre 1756 und 1757. 75 § 95. Die Jahre 1756 und 1757. 1. Friedrichs Absicht war, durch Sachsen den Weg nach Böhmen 17^ffnfuna zu gewinnen. Mit 70000 Mann überschritt er die Grenze und rief durch diese Tat in der sächsischen Bevölkerung die größte Bestürzung hervor. Ohne auf besonderen Widerstand zu stoßen, besetzte er Leipzig, Dresden und andere Städte und zwang das außer Fassung geratene sächsische Heer, in einer festen Stellung bei Pirna Schutz vor den preußischen Geschossen zu suchen. Friedrich umzingelte mit einem Teil seiner Truppen das feindliche Lager und eilte mit dem anderen nach Böhmen, um den zum Entsätze der Sachsen heranrückenden österreichischen Feldmarschall Browne an der Ausführung seiner Absicht zu hindern. Bei Lottwsitz a. d. Elbe erfolgte anfangs Oktober der ^Sbei Zusammenstoß; er endete mit einer Niederlage der Österreicher. Vier- Lowofty. zehn Tage später mußten die ausgehungerten Sachsen in Pirna sich ergeben. Die Offiziere wurden gefangen gehalten, die gemeinen Soldaten in die preußischen Regimenter eingereiht, eine Maßregel, die sich insofern rächte, als die Sachsen später bei jeder Gelegenheit desertierten. Den Winter über verweilte Friedrich im wohlhabenden sächsischen Lande. Er betrachtete dasselbe als preußische Provinz, beschlagnahmte das Staatsvermögen, erhob Steuern und nötigte die zum Kriegsdienste brauchbaren Jünglinge zum Eintritt in das preußische Heer. Aus dem Dresdener Archiv entwendete er alle Akten, welche ihm einen vollgültigen Beweis für die feindseligen Absichten seiner Gegner lieferten. 2. Die Besitzergreifung Sachsens brachte halb Europa in Auf- Gegner und regung. In Österreich, Rußland und anderen Ländern erhob man Sriffiä. die schwersten Anklagen gegen den Preußenkönig, der als Rebelte den Frieden in mutwilliger Weise gebrochen habe. Umsonst veröffentlichte Friedrich als Antwort auf alle Verdächtigungen die in Dresden vorgefundenen, die Absichten seiner Gegner enthüllenden Akten. Die Zahl der Feinde vermehrte sich. Zn Österreich, Rußland und Frankreich gesellten sich noch die meisten Staaten des Deutschen Reiches und Schweden, das Vorpommern wieder zu gewinnen hoffte, während mit Friedrich nur England, Hannover, Hessen und Braunschweig verbunden waren. Eiue säst erdrückende Übermacht setzte sich 1757 gegen Preußen in Bewegung. Von Osten kamen die Russen, von Süden die Österreicher, von Westen die Franzosen, von Norden die Schweden (Krieg gegen vier Fronten). Ihr Ziel war die Zertrümmerung Preußens. 3. Noch einmal begab sich Friedrich nach Berlin. Hier erließ er ^f^jtde"nan im Januar eine geheime Instruktion an seinen Minister Graf

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 241

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 142. Der Deutsch-französische Krieg. 241 Abtragung der Schuld sollten die nordöstlichen Departements Frankreichs von deutschen Truppen besetzt bleiben. Bismarck forderte die Gebietsabtretung nicht aus Vergrößerungssucht, sondern als Bürgschaft gegen künftige Kriegsgefahren; es sollte den Franzosen, die — wie der Kanzler meinte — sobald es anging, einen Vergeltungskrieg zur Wiederherstellung ihres Ruhmes beginnen würden, ein Angriff auf Deutschland erschwert werden. — Am 1. Mürz zogen 30000 Deutsche, damit auch der berechtigte militärische Ehrgeiz befriedigt werde, in den westlichen Teil der Hauptstadt ein; am 3. Mürz kehrten sie, nachdem die Nationalversammlung die Präliminarien angenommen hatte, in ihre Quartiere zurück. 2. Ehe sich die deutschen Regimenter von Paris in die weiter Umstand der östlich gelegenen Departements zurückzogen, erlebten sie als unbeteiligte .. Paris ^ Zuschauer ein grauenhaftes Schauspiel, das sich in der Hauptstadt ab- (Sozialistische' wickelte. Die nach Hunderttausenden zählenden und in der Nationalgarde vereinigten Arbeiter befanden sich nach der Genehmigung der Friedenspräliminarien in wilder Gärung. Die Mühsale und Entbehrungen der säst süusmonatlichen Belagerung, die Vergeblichkeit aller Kämpse und die großen Opfer, die Frankreich bringen mußte, hatten sie aufs höchste erbittert. Ihre Wut richtete sich hauptsächlich gegen die Nationalversammlung und die von ihr eingesetzte Regierung. Sie waren gesonnen, sich für die erduldeten Leiden durch Verwirklichung der kommunistischen Forderungen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zu entschädigen. Das Gespenst der Revolution erhob sein Haupt. Als die Regierung (nach dem Abzug des deutschen Hauptquartiers in Versailles) Anstalten traf, dasselbe zu unterdrücken, bemächtigten sich die Unzufriedenen, die noch von der Belagerung her in dem Besitz der Gewehre waren, einer Anzahl von Kanonen, erbauten Barrikaden, rissen durch die Wahl eines neuen Gemeinderats (la Commune) die Herrschaft über Paris an sich und errichteten ant 18. März 1871 die sogenannte Rote Republik der Kommune. Und nun entbrannte unter den Augen der Deutschen zwischen den von Mac Mahon geführten Linientruppen und den Aufwieglern ein Bürgerkrieg, dessen Greuel alle Schrecknisse übertrafen, womit der Belagerungskrieg die Hauptstadt heimgesucht hatte. Die Kommunisten wüteten wie Wahnsinnige. Nichts war ihnen verehruugswürdig. In ihrem Mindert Vandalismus zerstörten sie die stolzesten Gebäude der Stadt: Kirchen, Staatsbauten und Privathäuser (die Tuilerien, das Stadthaus, den Justizpalast u. a.). Erst nach zweimonatlichem Ringen, Ende Mai, gelang den Regierungstruppen die Bändigung des Aufstandes. Urheber, Führer und Teilnehmer wurden erschossen, eingekerkert oder nach den überseeischen Verbrecherkolonien geschickt. Diese Vorgänge in Paris wirkten hemmend auf die Verhandlungen, Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 16

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 2

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
2 Vii. Der Dreißigjährige Krieg. das gottesdienstliche Leben pflegen. Dann aber kamen Gesandte des Erzbischofs von Prag und schlossen die Kirche. Auf eine unter Hinweis auf den Majestätsbrief an den Erzbischof und die kaiserlichen Statthalter gerichtete Beschwerde lief der Bescheid ein: im Majestätsbrief fei nur den landesfürstlichen, d. h. den königlichen Städten das Recht des Kirchenbaues eingeräumt, Klostergrab aber stehe unter erzbischöflicher Hoheit. Der von den Protestanten erhobene Einwand, daß nach altböhmischer Rechtsanschauung die geistlichen Besitzungen mit zu dem Krön gut gehörten, wurde nicht anerkannt. 1617 ließ der Erzbischof von Prag, zu dessen Sprengel Klostergrab gehörte, mit Einwilligung des Kaisers die Kirche niederreißen. — Um dieselbe Zeit ereignete sich etwas Ähnliches in dem Städtchen Braunau au der schlesischen Grenze. Auch hier hatten die Protestanten eine Kirche errichtet. Kaum war sie vollendet, so wurde sie unter Berufung auf die Auslegung des Majestätsbriefes auf Befehl des Abtes von Braunau geschlossen, b. Fenstersturz Die Kunde von diesen Vorgängen drang rasch ins Land und (23?M<ni6i8). versetzte die protestantischen Kreise in die höchste Entrüstung. In einer Beschwerdeschrift an den Kaiser klagten sie über Verletzung des Majestätsbriefes, dessen Beachtung ja Matthias zugesichert hatte, und baten um Abstellung der Mißstände. Die Antwort enthielt eine schroffe Abweisung der Beschwerde und steigerte nur die Erbitterung, zugleich den Haß gegen das habsburgische Regentenhaus. Nun bemächtigte sich der Protestanten der Zorn. Auf Betreiben des jungen, leidenschaftlichen Grafen Matthias von Thnrn versammelten sich im Mai 1618 viele protestantische Edelleute mit Gefolge in Prag, um die zur Wahrung ihrer Rechte notwendigen Schritte zu beraten. Ihre Wut richtete sich namentlich gegen zwei kaiserliche Statthalter, Martinitz und Slavata, die als Protestantenfeinde bekannt waren und denen man die Schuld für die ablehnende Haltung des Kaisers zuschrieb. Ant 23. Mai 1618 stürmten sie, bewaffnet und vou einer großen Volksmenge begleitet, den Hradschin hinan, drangen in wilder Aufregung in das Schloß und warfen nach kurzem heftigem Wortstreit, nicht in augenblicklicher Aufwallung, sondern nach vorbedachtem Plane, die verhaßten Statthalter, sowie deren Geheimschreiber Fabrieius zum Fenster hinaus in den etwa 18 Meter tiefen Burggraben. Wie durch ein Wunder kamen sie alle fast unverletzt davon. Aufruhrin 3. Der Fenstersturz zu Prag war offene Auflehnung gegen Bohmen, kie Obrigkeit. Das Bewußtsein davon erfüllte alle Beteiligten und ebenso war ihnen klar, daß der Kaiser seine ganze Macht zu einer harten Bestrafung aufbieten werde. Der Stein war ins Rollen geraten; die Protestanten konnten bei dem Geschehenen nicht stehen bleiben. Um einer Unterdrückung durch kaiserliche Organe vorzubeugen, errichteten sie in Prag eine eigene Verwaltung für das böhmische Land

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 130

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
130 Ix. Von der Französischen Revolution bis znm Wiener Kongreß. machte, die noch vorhandenen Kräfte zu sammeln und einem weiteren Verfalle entgegenzuarbeiten, stieg Napoleon auf der Stufenleiter des Ruhmes und der Macht unaufhaltsam höher. 1802 ließ er sich die Konsulswürde auf Lebenszeit verleihen mit dem Rechte, seinen Nachfolger selber zu bestimmen und im Mai 1804 durch Beschluß des Senates gar als Napoleon!, zum erblichen Kaiser der Franzosen ausrufen. Papst Pius Vii. spendete ihm in der Notredamekirche unter festlichem Glanze die kirchliche Weihe (2. Dezember). „Die meisten Höfe beeilten sich, den gekrönten Plebejer in ihre legitime Mitte aufzunehmen." Teutsche Fürsten und Diplomaten begaben sich nach Paris und brachten hier dem Gewaltigen ihre Huldigung und Glückwünsche zur ueueu Würde dar. Nur vier europäische Mächte: England, Rußland, Schweden und die Pforte versagten ihm die Anerkennung. Ter französischen Nation schien die Revolution in Vergessenheit geraten zu fein; denn viele Einrichtungen kehrten zurück, welche früher vou dem nach Freiheit und Gleichheit dürstenden Volke hinweggefegt worden waren. Der neue Kaiser umgab sich mit einem Glanze, der die Pracht des ehemaligen Hofes von Versailles überstrahlte; er begründete einen neuen Lehensadel „mit den alten Titeln von Fürsten, Herzogen, Grafen, Baronen" und schränkte die durch Kampf und Blut errungenen Rechte der Untertanen erheblich ein. Besetzung 2. Schon vor feiner Erhebung zum Kaiser zeigte er durch zwei Hannovers durch f r r, r ’ v ,?<■ franz. Truppen Gewaltstretche, von welch wegwerfender Geringschätzung er dem Teutschen Reiche gegenüber erfüllt war. Als die Engländer entgegen einer Bestimmung des Friedens zu Amiens die Insel Malta an den Johanniterorden nicht herausgaben, dann die Entfernung französischer Truppen ans der Batavischen Republik forderten, begannen 1803 die Feindseligkeiten zwischen England und Frankreich von neuem. Ein Angriff auf das Jnselreich war ein zu großes Wagnis. Da reifte in Napoleon der Entschluß, das durch Personalunion mit England verbundene Hannover (§ 85, 11) zu okkupieren, obwohl letzteres ein Glied des Deutschen Reiches war und die Wegnahme desselben als Friedeusbruch und eute Verletzung des Völkerrechtes angesehen werden mnßte. Noch im Jahre 1803 siel von Holland her ein französisches Korps in Hannover ein und behandelte das Land als unterworfenes. Weder Preußen noch das Reich schickten sich an, das gewalttätige Verfahren zurückzuweisen. Gewalttat gegen 3. Eine andere Gewalttat Napoleons, welche die Gesnnkenheit Lengt)ien°i8oin des Reiches illustriert, ereignete sich auf badischem Boden. Dort lebte der Herzog von Enghien, ein Prinz aus einer Seitenlinie der Bourbonen, tu stiller Zurückgezogenheit. Früher hatte derselbe in einem Entigrantenheer gedient. Da die Anhänger der Bourbonen ans ihn, den tüchtigen Krieger, ihre Hoffnung setzten, so glaubte Napoleon,

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 95

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 100. Josephs Ii. und Friedrichs Ii. Nachfolger. 95 Der scheinbar so festgefügte Bau des preußischen Staates zeigte sich unterhöhlt und Friedrich Wilhelms Ii. Sohn, Friedrich Wilhelm Iii., hatte die schwere Aufgabe, ihn durch die Stürme einer wildbewegten Zeit hindurch zu retten. Trotz des inneren Rückganges aber erfuhr Preußen unter Friedrich Ve^imgung^n Wilhelm Ii. eine erhebliche Erweiterung seines Gebietsumfanges, rnnu^mt 1791 wurden ihm kraft des Teschener Friedens (§ 99, 3) die Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth einverleibt, welche 1769 nach dem Erlöschen der hohenzollernschen Linie in Bayreuth unter dem Markgrafen Alexander von Ansbach vereinigt worden waren; 1793 und 1795 erhielt es einige polnische Provinzen und zwar durch die sog. Polnischen Teilungen, deren Verlauf im folgenden kurz erzählt werden möge. 3. In dem einst mächtigen und blühenden Polen, wo von 1697 Versau Polens, bis 1733 August Ii., von 1733—1763 August Iii. regierte (§ 88, 3), war seit Beseitigung des erblichen Königtums und Einführung des Wahlkönigtums ein arger Verfall, ja eine Zerrüttung aller Ver-hältniffe eingetreten. Die Ursachen davon lagen in den Mängeln der Verfassung, in der Selbstsucht und Entartung des Adels und in dem Nichtvorhandensein eines kräftigen Bürger- und Bauernstandes. Der König entbehrte fast aller Macht; die Gewalt befand sich in den Händen der Edelleute; sie bekleideten die hohen Ämter und Würden, gaben die Gesetze und beriefen bei der Erledigung des Thrones das neue Staatsoberhaupt. Bürger und Bauern waren völlig rechtlos, lebten in finsterer Unwissenheit und letztere seufzten zudem noch unter dem hartem Druck roher Leibeigenschaft. Ein unerquickliches Bild gewährte der in Parteien zerklüftete Reichstag, wo infolge des liberum veto ein einziges Mitglied durch feinen Einspruch das Zustandekommen eines Beschlusses verhindern konnte. Er war der Schauplatz wüster Scenen und wilder Kämpfe. Die Streitigkeiten verpflanzten sich hinaus ins Land und riefen auch dort bedenkliche Unruhen hervor. Das polnische Reich sank immer tiefer und geriet zuletzt in solche Wirren, daß ihm die Kraft zur Fortexistenz abhanden kam und sein Zusammenbruch fast mit Notwendigkeit erfolgen mußte. Die von Vergrößerungsgelüsten erfüllte russische Kaiserin Katharina Ii. benützte solche Zustände, um Einfluß auf die inneren Angelegenheiten des Landes zu gewinnen. 1764 brachte sie es dahin, daß ihr Günstling, der polnische Graf Stanislaus Pouiatowski (1764—1795), zum König erwählt wurde, und seitdem nahm ihr Ansehen unter dem käuflichen und selbstsüchtigen Adel in einer für den Bestand des Staates bedrohlichen Weise zu. Der stets wachsame Friedrich der Große und der Kaiser Joseph Ii. erkannten Katharinas Absicht, sowie die Gefahr, welche aus der Verwirklichung derselben für ihre Staaten erwuchs.

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 173

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 126. Wiener Kongreß. 173 § 126. Wiener Kongreß. A. Territoriale Bestimmungen. 1. Der Wiener Kongreß, dessen Beschlüsse die Grundlage für die nun folgende Periode im Leben der europäischen Völker bildeten, wurde im November 1814 unter der persönlichen Teilnahme vieler Monarchen (Alexander I., Franz I., Friedrich Wilhelm Iii. n. a.) eröffnet. Österreich wurde durch Metternich, Preußen durch Wilhelm von Humboldt und Hardenberg, Bayern durch W r e d e, Rußland durch N e s s e l r o d e, England durch Wellington und Frankreich durch den einflußreichen T a l l e y r a n d vertreten. Zu den Kongreßteilnehmern gehörte auch Freiherr vou Stein; er bekleidete zwar keine offizielle Stellung, übte aber viel Einfluß auf den Zaren, in dessen Umgebung er sich befand. 2. Der Kongreß hatte eine wichtige und schwierige Aufgabe p^y^lvage. zu lösen: die territoriale Neugestaltung Europas und die Begründung einer neuen Verfassung für Deutschland. Die Erörterungen hierüber führten gleich in den ersten Wochen zu bedenklichen Störungen der Eintracht. Was den Diplomaten am meisten zu schassen machte, das war die sächsisch-polnische Frage. Rußland beanspruchte ganz Polen; Preußen verlangte, um eine Abrundung seiner Grenzen nach Süden zu erhalten, das Königreich Sachsen, dessen Monarch noch in der Leipziger Schlacht auf Napoleons Seite gestanden war. Die Forderungen der beiden Mächte riefen den heftigsten Widerspruch hervor. Österreich, Frankreich, England und die deutschen Mittelstaaten widersetzten sich denselben in gleicher Weise. Die Gegensätze spitzten sich so zu, daß die Parteien (Rußland und Preußen einerseits, Österreich, Frankreich und England anderseits) glaubten, die Entscheidung den Massen anvertrauen zu müssen. Die Kunde von den Zwistigkeiten veranlaßte, wie wir wissen, Napoleon, nach Frankreich zurückzukehren. Aber ehe er noch seinen Entschluß ausführte, kam es unter den Mächten zu einer Einigung. 3. Österreich erhielt die Lombardei und Veuetieu, Jllyrieu, Dalmatien und Galizien, Salzburg und Tirol mit Voralberg, mußte jedoch auf Belgien (nach Minister Thugut: ein Mühlstein am Halse Österreichs) verzichten. Preufzen erhielt 1. aus der polnischen Ländermasse Posen, den Territorial Netzedistrikt, Danzig und Thorn, also die Gebiete, welche ihm in der Örs9 I. und Ii. Teilung Polens zugesprochen waren; 2. die nördliche Hälfte des Königreichs Sachsen (darunter das alte Kurland); 3. seine ehemaligen liukselbifcheu Besitzungen, die es im Tilsiter Frieden ver-

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 22

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
22 Vii. Der Dreißigjährige Krieg. c. Das Reichskammerg ericht sollte mit Katholiken und Protestanten besetzt und zur Sicherung einer möglichst unparteiischen Rechtsprechung in allen Prozessen zwischen Angehörigen verschiedener Konfessionen eine gleiche Zahl Richter von beiden Seiten zugezogen werden. Hi Verfassungsrechtliche Bestimmungen. stimmungen. a. Sämtliche Reichs stände erhielten die Bestätigung ihrer alten Rechte; demzufolge war der Kaiser bei der Regelung aller wichtigen Reichsangelegenheiten an ihre Mitwirkung gebuudeu; ohne ihre Zustimmung konnte kein Gesetz erlassen, kein Krieg erklärt, kein Friede geschlossen, es durften auch keine Stenern erhoben werden. b. Ferner wurde den Reichsständen säst volle Landeshoheit (Souveränität) innerhalb ihrer Territorien eingeräumt; sie erlangten sogar das Recht, Bündnisse unter sich und mit fremden Mächten zu schließen, sofern diese nicht gegen Kaiser und Reich gerichtet waren. Die Reichsstädte (61) wurden den Fürsten gleichgestellt, gaben also, wie diese, in Znknnst auf den Reichstagen ihre Stimmen ab. (Der Reichstag, keine Vertretung des Volkes, sondern der Territorien und ihrer Inhaber, bestand aus 240 Stimmen: 8 Kurfürsten, 69 geistlichen, 96 weltlichen Fürsten, 61 Reichsstädten, 2 Stimmen nicht gefürsteter Prälaten, 4 Stimmen für sämtliche Grafen und Herren. Bei Beratungen über religiöse Angelegenheiten sollte nicht durch Stimmenmehrheit, sondern im Vertragswege durch ein Abkommen zwischen den Gesamtparteien entschieden werden.) Der Westfälische Friede wurde anderthalb Jahrhunderte hindurch als das Grundgesetz für das Deutsche Reich angesehen. Bedeutung des^ 3. Die Bestimmungen des Friedens brachten einen Prozeß zum für^dl^Muische Abschluß, der schon zur Hoheustaufeuzeit begann und sich dann durch Deutschlands, die übrige Zeit des Mittelalters fortgesetzt hatte: die Stärkung der Fürstenmacht bis znr vollen Souveränität, die Schwächung der Reichsgewalt bis zur Ohnmacht, die Auflösung des Reiches in eine Vielheit von Staaten, die nur ganz lose mit einander verbunden waren und von denen jeder in eigennütziger Weise seine eigenen Interessen verfolgte, unbekümmert um Wohl und Wehe des Ganzen. Deutschland bot nach dem Westfälischen Frieden ein trauriges Bild der Zersplitterung-und die Lockerung, ja Zerreißung des Bandes, das Kaiser und Fürsten verknüpfte, war um so nachteiliger und verhängnisvoller, als auswärtige Souveräne, denen sogar die Garantie für die Aufrechterhaltung des Friedens übertragen wurde, in den Reichsverband ausgenommen waren, die nun ihre Stellung und ihren Einfluß in Deutschland benützten, um ihre Sonderintereffen zur Geltung zu

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 5

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 74. Der Böhmisch-Pfälzische Krieg 1618—1623. 5 stören lassen. Eben wollte er vom Mahle weg zu seiner kämpfenden Armee eilen, da strömten ihm an den Toren Prags die ersten Flüchtlinge entgegen. Es sank ihm der Mut und er verlor alle Besonnenheit. Obwohl Prag noch Widerstand hätte leisten sönnen, suchte er seine Rettung in wilder Flucht und diese führte ihn über Breslau und Berlin nach Holland, wo er eine Freistätte fand. Prag mußte sich ergeben und in kurzer Zeit war ganz Böhmen in der Gewalt des Feindes. .. L Nun ließ der erzürnte Kaiser die Überwundenen ferne ganze Harte fühlen. Friedrich V. wurde in die Acht erklärt und seiner böhmischen Würde beraubt. 27 Edelleute mußten, da sie als Haupturheber der Rebellion alle ihre Rechte verwirkt hatten, als Hochverräter das Blutgerüst besteigen; ihre Güter wurden eingezogen und zum Teil den wieder ins Land zurückgekehrten Jesuiten übergeben. Ferdinand Ii. vernichtete den Majestätsbrief und führte mit Hilfe der Jesuiten tue Gegenreformation mit rücksichtsloser Strenge durch. Tausende von protestantischen Familien verließen unter Verzicht auf ihre unbewegliche Habe den heimatlichen Boden und gründeten auf fremdem Gebiete einen neuen Herb. Nicht anders ging es in Mähren zu. Unter den aus diesem Lande Vertriebenen besand sich der berühmte Pädagoge Amos Comenins. Ergebnis des Krieges: Böhmen war dem Hanse Habsburg zurückerobert und für den Katholizismus gewonnen. Der Ausgang des Böhmischen Krieges war für die Protestanten ^errie|®-e ein harter Schlag. Die Union, die vorher schon uneinig und daher ohnmächtig gewesen war, löste sich auf und der Kaiser traf Anstalten, um dem entthronten Böhmenkönig auch sein Erbland, die Pfalz, zu entreißen. Das Heer der Liga unter -lilltjs Führung wurde mit dem Vollzüge des kaiserlichen Willens betraut. Es erschien 1622 am Rhein. Von allen Freunden Friedrichs nahmen sich nur drei des in feiner Existenz bedrohten und im Ausland weilenden Fürsten an: (Christian von Braunschweig (Bruder des regierenden Herzogs), ein rauher zügelloser Kriegsmann, der sich „Gottes Freund, der Pfaffen Feind nannte und unter Plünderungen und Verheerungen in den katholischen Gemeinden Westfalens den Protestantismus wieder herzustellen suchte, der brandschatzende, kampfbegierige Gras Ernst von Mansfeld und der Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach. Die Bundesgenossen Friedrichs V. kämpften mit wechselnbem Erfolge, mußten schließlich aber der Übermacht weichen. Die besiegten Heerführer zogen sich durch Lothringen nach Hollanb zurück; Lilly besetzte Heibelberg, Mannheim und anbere Städte und schädigte durch Pliin-berungen den Wohlstanb dieser Orte auf das empfindlichste. Die wertvollen Bücherschätze der berühmten Heidelberger Universität^-

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 10

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
10 Vii. Der Dreißigjährige Krieg. Leben Wallen-steins vor dem Niederdeutsch-dänischen Krieg. anmaßendes Auftreten und die Furcht, als könnte der Emporkömmling noch der ererbten Fürstenmacht gefährlich werden. Vou Protestanten und Katholiken liefen Klagen und Beschwerden ein. Sie fanden einen lebhaften Ausdruck auf dem Fürstentag, den der Kaiser 1630 in Regensburg abhielt. Die Fürsten, an der Spitze Kurfürst Maximilian I. von Bayern, forderten die Absetzung Wallensteins. Nur mit schwerem Herzen willigte der Kaiser ein. Im August 1630 ei folgte Wallensteins Entlassung. Zwei Abgesandte übermittelten ihm, der gerade in Memmingen weilte, in schonender Form das Absetznngs-befiet. Äußerlich rnhig und stolz, innerlich aber voller Groll, nahm ei dasselbe entgegen. Indem er die bei seinem Sturze wirksam gewesenen Kräfte richtig erkannte, bemerkte er spöttisch: längst schon habe ei in den Sternen gelesen, daß der Spiritus des Kurfürsten von Bayern den des Kaisers regiere; darum könne er diesem keine Schuld bei-meffen. Er begab sich nach Böhmen und harrte, umgeben von königlicher Pracht, auf seinen Gütern der Stunde, in welcher der Kaiser feines Armes wieder bedürfen werde. 7. Albrecht von Wallen st ein (eigentlich Waldstein) wurde 1583 (100 Jahre nach Luther) von böhmischen Edelleuten geboren und nach dem frühen Tode feiner Eltern in einer Jesuitenanstalt (Clmütz) erzogen. Er machte Studien auf der Universität zu Alt-dorf bei Nürnberg und fetzte dieselben, nachdem er Reifen durch Deutschland, England und Frankreich unternommen hatte, in Padua fort. Padua war Hauptsitz astrologischer Beschäftigungen, die damals weite Kreise beherrschten; auch Wallenstein wurde von denselben mächtig ei griffen. Reich an Kenntnissen und Erfahrungen, aber auch erfüllt von verzehrendem Ehrgeiz und lebhaftem Thatendrang, kehrte er nach Böhmen zurück und trat in kaiserliche Dienste. Wenn auch wortkarg, vou finsterer Miene und stechendem Blicke, so verstand er es doch, die Soldaten an sich zu fesseln und ihre Gemüter zu beherrschen. Rasch stieg er zu hohen militärischen Ehren empor und durch Heiraten, durch Kauf eingezogener Güter geächteter Protestanten und kaiserliche Schenkungen gelangte er nach und nach zu großem Besitze. § 76. Der Schwedische Krieg 1630—1635. , L toar Wallenstein nicht entlassen und Tilly bemüht, das Restitutionsedikt strenge durchzuführen, da eilte die Kunde durch die deutschen Gaue, Gustav Adolf sei an der pommerischen Küste ge-

10. Die wichtigsten Ereignisse der Weltgeschichte - S. 32

1874 - Erlangen : Deichert
32 §• 17—18. Alte Geschichte, x—476 nach Chr. urig in Klöstern (in Aegypten durch Pachomius um 350; im Abendlande durch Benedict von Nursia bei Benevent; j 543). In der Kirche entstanden Lehr-streitigkeiten (besonders über den Arianismus; Laug-uung der Gottheit Christi), die durch Syuodeu und Concile (das erste allgemeine Concil zu Nicäa 325) beseitigt werden sollten. Während so in den Gegenden, wo das Christenthum zuerst Eingang gefunden, die Kirche dem Verfall entgegen gieng, erblühte ein neues Glaubensleben im Westen bei den urkräftigeu germanischen Völkern. — Kirchenschriftsteller: (griechische) Athanasius f 373, Chrysöstomus f 407; (lateinischej Ambrosius j 397, Hieronymus (Vulgata) j 420, Augustinus t 430. 5. Die Germanen (— Männer des Wurfspeeres?) oder Deutschen (die Volksthümlicheu. einander Deutlichen) gehören zur indogermanischen Völkerfamilie (§. 2). Ihre Wohnsitze: theils westlich (wie die Tribocker, Nemetcr, Bataver u. a.), größtenteils aber östlich des Rheins bis zur Donau und dem schwarzen Meer, der Weichsel, der Nord - und Ostsee. In Norddentschland die sog. sächsischen Völkerschaften (wie die Friesen, Cimbern, Tentönen, Sachsen, Cherusker u. a.), im Halbkreis um dieselben, im Süden und Osten, die suevi-schen (wie die Chatten, Hermunduren, Markomannen, Longobarden, Burgunder, Angeln, Vandalen u. a.). Tacitus („Germania") rühmt der Deutschen kräftige Körpergestalt und ihre guten Sitten; ihre Hauptbeschäftigung war Jagd und Krieg; Hauptfehler: Trunk und Spiel. Die Freien hatten ein festes Eigenthum (Alod), die Adeligen größeren Grundbesitz; die Hörigen dienten um ein Lehnsgut (Feod), die Knechte waren leibeigen. Zu Kriegen wurden die
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